Peter Weiss’ Leben ist geprägt von fehlender Zugehörigkeit, dem Gefühl des Fremdseins und der Zerissenheit. Zeit seines Lebens haderte er mit dem Überleben des Holocausts als Sohn eines zum Christentum konvertieren Judens und seinem Exil. Diese Gefühle blieben ein wichtiger Bestandteil seiner künstlerischen Motivation und seines Antriebs. Sein politische Denken, Fühlen und Schaffen unterlag einer permanenten Selbstreflexion und entwickelte sich im Laufe der Jahre.
Mitte der 1950er Jahre begann Peter Weiss sich als Autor mit politischem und sozialem Bewusstsein zu präsentieren. In den Dokumentarfilmen, die zwischen 1957 und 1960 entstanden, zeigt er sich als sensibel für soziale und gesellschaftliche Problematiken und positioniert sich als sozialistischer Autor. Dennoch sieht er sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht als Sozialist, da er „nichts Praktisches für den Sozialismus tue.“
Im Rahmen seiner Teilnahme am Frankfurter Auschwitz Prozess kam es zu seinem ersten Besuch in Auschwitz, der ihn nachhaltig beeinflusste. Weiss’ begann im Eindruck der schleppenden Aufarbeitung und Verdrängung der Gräueltaten des dritten Reichs an einem Theaterstück zu arbeiten, das 1965 unter dem Titel „Die Ermittlung. Oratorium in elf Gesängen“ zeitgleich in mehreren Städten in West- und Ostdeutschland uraufgeführt wurde.
Am 1. September 1965 veröffentlicht eine schwedische Tageszeitung einen Artikel von Peter Weiss („10 Arbeitspunkte eines Autors in der geteilten Welt“), in dem er sich deutlich sozialistisch und kapitalismuskritisch äußerte und damit der DDR zunächst näher stand als der BRD. Zudem trat er im gleichen Jahr der Kommunistischen Partei Schwedens bei. Die sozialistische Gesellschaftsordnung sah er als einzige Möglichkeit. Gleichzeitig lässt er aber keine Möglichkeit zur Kritik an den bestehenden sozialistischen Systemen aus.
Es folgen weitere dokumentarische und politische Theaterstücke zur portugiesischen Kolonialherrschaft („Gesang vom Lusitanischen Popanz“) und zum Vietnamkrieg („ Viet Nam Diskurs“). Öffentlich engagiert und positioniert sich Peter Weiss gegen den Vietnamkrieg. Zum Bruch mit der DDR kommt es als Peter Weiss im Leninjahr 1970 das Stück „Trotzki im Exil“ veröffentlicht und aufführen lässt.
Nach all den Zerwürfnissen mit Freund*innen, Intellektuellen und Parteitreuen die Peter Weiss aufgrund seiner fortwährenden Hinterfragung und Kritik an den herrschenden sozialistischen Gesellschaften immer wieder hinnehmen musste, beginnt er 1972 an der Arbeit an „Die Ästhetik des Widerstands“, in welchem er die Konflikte und Debatten der kommunistischen und antifaschistischen Bewegung im Nationalsozialismus aufzeigt und dabei nicht an Kritik der linken Politik spart. Für Peter Weiss ist sein Schreiben und seine Haltung ab den 60er Jahre politisch und sein Schaffen zwingend mit dem Politischen verbunden. Er will etwas bewirken. Immer wieder nimmt er Stellung und positioniert sich. Und trotz der vielen Auseinandersetzungen, hört er nicht auf die aktuelle Gesellschaft und Politik permanent zu hinterfragen und zu kritisieren. Versteht er sich als überzeugter Sozialist, bedeutet das für ihn immer wieder die Ideale mit den aktuellen existierenden Rahmenbedingungen abzugleichen und darauf aufmerksam zu machen. Sein Schreiben dient der Wahrheitsfindung und bleibt dabei immer kritisch und reflektiert.