Peter Weiss und die Anfänge des Schreibens

Peter Weiss und die Anfänge des Schreibens

 

Bereits als Jugendlicher beschäftigt sich Peter Weiss intensiv mit Literatur, aber nur sporadisch schreibt er auch eigene Texte. Sein Fokus liegt in dieser Zeit vor allem auf der Malerei, der er sich vornehmlich allein widmet. Unterstützung findet Peter Weiss ab 1937 beim Schriftsteller Hermann Hesse (1877-1962), der über die Jahre zu einem Mentor und Freund wird. Hesse bestärkt den jungen Autor in seinem Schaffen, empfängt ihn mehrfach zu längeren Aufenthalten und steht ihm mit Rat zur Seite. Zudem verschafft er ihm Auftragsarbeiten als Grafiker und verhilft Peter Weiss so zur Emanzipation von seinen Eltern.

 

1943 stößt Peter Weiss zu einer Gruppe schwedischer Literaten, die sich mit Psychoanalyse, Surrealismus und Existenzialismus befassen. Hier findet er sich thematisch und inhaltlich wieder und kann seinen langjährigen Wunsch nach Zugehörigkeit erfüllen. Seinen ersten Roman (Från ö till ö – Von Insel zu Insel) verfasst er auf Schwedisch. Veröffentlicht wird es 1947 in einem schwedischen Verlag. Auch um sich deutlich und klar von den deutschen Gräueltaten zu distanzieren, verweigert er die deutsche Sprache nicht nur als Literat, sondern auch im privaten Alltag. Er veröffentlicht einen Prosatext ( De besegradeDie Besiegten), ein Hörspiel ( RotundanDer Turm), und im Privatdruck den Prosatext DuellenDas Duell. Zudem schreibt er während dieser Zeit als Korrespondent der Zeitung StockholmsTidningen einige Reportagen aus Berlin.

 

1952 beginnt Peter Weiss als Lehrbeauftragter an der Stockholmer Universität Filmtheorie und -praxis zu unterrichten. Seine Bildwerke reichen nicht mehr aus, um auszudrücken, was ihn bewegt. Seine Dokumentarfilme sind der Versuch einer neuen Ausdrucksform. Er unterzieht sich einer Psychoanalyse und beginnt sich intensiv mit seiner Biografie auseinanderzusetzen. Zeit seines Lebens wird dies eines seiner großen Themen sein. Im Laufe dieses Auseinandersetzungsprozesses beginnt er auch wieder auf Deutsch zu schreiben, da ihm seine Muttersprache mehr sprachliche Möglichkeiten bietet. 1952 entsteht der Roman „ Der Schatten des Körpers des Kutschers“ und das Stück „ Die Versicherung“. Auch sein berühmtes Theaterstück „ Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade“ entsteht in dieser produktiven Schaffensphase. Immer wieder verschickt Peter Weiss Manuskripte an Verlage. Sein Bemühen bleibt zunächst aber erfolglos. Er beginnt mit der Arbeit an dem Roman „ Abschied von den Eltern“, in dem er den Tod seiner Eltern, seine Kindheit und Jugend aufarbeitet. Erst in den 1960er Jahren findet Peter Weiss im renommierten Suhrkamp Verlag sein Verlagshaus und damit seine Legitimation als deutscher Autor. Bis zu seinem Tod wird es sein literarisches Zuhause bleiben.